„Man sagt, Zeit heilt alle Wunden“

„Ich habe spät geheiratet. Ich war 29, mein Mann 39. Ein Jahr später bekamen wir einen Sohn und wir gaben ihm den Namen Irakli. Iraklis Geburt war für mich eine Tragödie, denn nach der Operation platzte mein Traum von weiteren Kindern, ich konnte keine mehr bekommen. Ich hätte mir fünf Kinder gewünscht. Nach der Geburt meines Sohnes war ich sehr emotional und habe alles ganz anders wahrgenommen, die Natur, die Menschen, die ganze Welt. Damals begann ich, Gedichte zu schreiben. Oft stehe ich in der Nacht auf und schreibe Gedichte über mein Kind, über die Liebe, die Freundschaft, die Liebe zur Heimat, und über den Schmerz. Ich habe zwei Brüder, ich war die einzige Tochter für meine Mutter. Meine Brüder leben beide mit ihrer eigenen Familie, und meine Mutter blieb alleine in unserem Dorf zurück. Sie bekam eine unheilbare Krankheit. Aus der Ferne konnte ich ihr überhaupt nichts helfen und ich litt sehr darunter. Gleichzeitig versuchte ich, meinen Schmerz nicht zu zeigen. Aber am Ende hatte ich ihr nicht helfen können, und sie starb. Man sagt, Zeit heilt alle Wunden. Nach diesem Verlust musste sehr viel Zeit vergehen, mein Sohn wuchs auf, und heute bin ich glücklich, zusammen mit meinem Mann und meinem Sohn. Für mich bedeuten die beiden alles.“

Dieses Portrait hat der 19jährige Zaal Arqania für uns verfasst.

„Meinen Kindern wünsche ich eine bessere Zukunft“

“Ich habe geheiratet als ich 18 war. Ich bin die dritte Ehefrau für meinen Mann. Wir hatten fünf Kinder, aber eines ist gestorben. Drei Jahre ist es her, als Lizi starb. Sie erstickte, als sie einen kleinen Gegenstand verschluckte. Wir konnten sie nicht retten. Das Haus, in dem wir wohnen, haben wir von einer Hilfsorganisation bekommen. Der Staat unterstützt uns mit etwas Geld, aber es ist nicht genug für alles. In unserer Familie hat nur mein Mann Arbeit. Er ist Hilfsarbeiter und verdient sehr wenig. Wir haben jeden Tag mit so vielen Problemen zu kämpfen. Ich möchte, dass die Zukunft meiner Kinder ganz anders ist als meine und ich tue mein Bestes dafür.”

 

Marina, Ärztin aus Jvari

„I`m a physician. My profession is very demanding, but I like it very much and I have served it faithfully. I studied far away from Georgia, at the University of Aktyubinsk in Kazakhstan. My career advancement was interrupted by Abkhazian war in 1993. My goal was always to be a successful person and help sick people. Now I’ve got a beautiful family and the career I was always dreaming about. I work for the ambulance service and at least 3 times a week I treat patients on the border of the Russian occupied territory of Abkhazia. I wish to live in a united and developed Georgia. Despite my age I often attend seminars and courses, where new methods of treatment are discussed. To date, I have honestly kept the Hippokratic oath.“

Dieses Portrait hat die 15jährige Baia Samushia für uns verfasst. Die porträtierte Frau heisst Marina Tabaghua. Deutsche Übersetzung:

“Ich bin Ärztin. Mein Beruf ist sehr herausfordernd, aber ich mag ihn sehr. Ich arbeite gewissenhaft. Ich habe meine Ausbildung weit weg von Georgien gemacht, in Kasachstan, an der Universität von Aktyubinsk. Meine Karriere wurde durch den Krieg in Abchasien 1993 abrupt unterbrochen. Mein Ziel war es immer, erfolgreich in meinem Beruf zu werden und kranken Menschen zu helfen. Heute habe ich eine wunderbare Familie und den Beruf, von dem ich immer geträumt habe. Ich arbeite in einer Notfallaufnahme und mindestens dreimal die Woche behandle ich Menschen an der Grenze zum Russisch besetzten Gebiet Abchasien. Ich wünsche mir, in einem vereinten und entwickelten Georgien zu leben. Trotz meines Alters besuche ich oft Seminare und Kurse, in denen neue Behandlungsmethoden besprochen werden. Bis heute habe ich den Hippokratischen Eid gewissenhaft gehalten.“